Diese Frage wird mir wohl am häufigsten gestellt. Ich beantworte sie allerdings nur ungern, weil ich in meinen Workshops die TeilnehmerInnen stets dazu animiere selbst über diesen Begriff nachzuspüren und nachzudenken. Dann merken wir immer wie vielschichtig und wie breit dieser Begriff ist. Und dass es hier keine richtige und keine falsche Definition gibt, weil selbst das Begriffsverständnis von Herzensbildung ein ganz Individuelles ist.

Trotzdem leben wir in einer Gesellschaft, die gerne knackige Antworten auf knackige Fragen hat. Deshalb hier kurz mein Verständnis von Herzensbildung, so wie ich es auch mit SinnSicht Herzensbildung lebe.

Hier ist ausdrücklich nicht die Bildung gemeint, die derzeit vorrangig in unserem Schulsystem passiert, sondern vielmehr das „Herausbilden“ des eigenen Seins, das „Formen“ und das „dem eigenen Herzen Gestalt geben“. Wir verfügen alle über unser ureigenes Ich und unseren Herzensweg. Nur allzu oft leider nicht sichtbar und überlagert von den Hamsterrädern des alltäglichen Lebens. Somit geht’s mir bei der Bildung des Herzens um das Freilegen des individuellen Herzenswegs und explizit nicht darum, dem Herzen etwas beizubringen – das ist vermutlich gar nicht möglich.

Der nächste wichtige Begriff ist natürlich Herz. Herz ist für mich ein Synonym für den bunten Wesenskern, den jeder Mensch in sich trägt. Für das einmalige Potenzial, das nur durch ihn in die Welt gebracht werden kann. Für die ureigenen Talente und einzigartigen Fähigkeiten, die jedem Menschen in die Wiege gelegt wurden und die nur darauf warten, gelebt zu werden.

Der dritte wichtige Aspekt von Herzensbildung ist die mit Herzensbildung verbundene Selbstkompetenzarbeit, die ich als „Herzenskompetenz“ bezeichne. Unter Herzenskompetenzen verstehe ich hier die Selbstkompetenzen eines Menschen. Dazu gehören Eigenschaften wie z.B. Selbstvertrauen, Flexibilität, Mut, Entschlossenheit, Entscheidungsfreudigkeit, Achtsamkeit, Widerstandsfähigkeit, Reflexionsfähigkeit, Eigeninitiative, emotionale und soziale Kompetenzen sowie entsprechender Fokus und die Förderung der geistig-mentalen Fähigkeiten.

Und dann ist da noch die Wertearbeit im Sinne einer säkularen, einer weltlichen Ethik. In meiner Auffassung ist es wichtig sich darauf zu besinnen, dass es gemeinsame, menschlich verbindende Werte gibt, jenseits von Glaubens- und Religionssystemen. Denn es gibt Werte, die uns alle als Menschen einen, unabhängig von Alter, Herkunft, Bildung usw. Werte, wie zum Beispiel Güte, Aufrichtigkeit, Versöhnlichkeit, Mitgefühl, Fürsorge, Achtsamkeit, Respekt, Toleranz, Akzeptanz, Verständnis uvm.

Die Stärkung der Herzenskompetenzen und die damit verbundene weltliche Wertearbeit ist mir vor allem bei Kindern ein Anliegen. Deshalb bilden diese Aspekte auch die Grundlage aller Herzwärts Geschichten und Begleitmaterialien.